Da wir dieses Jahr keine Coaches organisieren konnten, wollten wir eigentlich kein Ladies-Only-Bikepark-Wochenende mehr veranstalten. Doch nachdem wir diverse Nachfragen bekommen haben, ob wir die Event-Reihe nicht doch – auch gerne in abgewandelter Form – fortsetzen würden, haben wir uns einen Ruck gegeben. Dabei herausgekommen ist unser bisher umfangreichstes Ladies-Bikepark-Event mit Fahrtechnik-Coaching im Harz. Diesmal waren wir nicht in einem, auch nicht in zwei, sondern in ganzen 3 verschiedenen Harzer Bikeparks unterwegs.
Erstmal ankommen und Goodie Bags auspacken
Dass es so gekommen ist, war auch ein Stück weit Zufall, denn wir hatten das Event im Gegensatz zu letztem Jahr von vorneherein sehr offen geplant. Wir wollten nur einen groben Rahmen vorgeben und die genaue Ausgestaltung den Teilnehmerinnen überlassen, damit alle für sich das meiste aus dem verlängerten Wochenende mitnehmen können.
Los ging es am Donnerstag vor dem letzten Augustwochenende. Gegen Nachmittag trudelten die ersten Mädels ein und bekamen als Erstes ihre Goodie-Bag in die Hand gedrückt. Unsere Sponsoren Kona Bikes, F100/Dr. Wack, fritz-kola und Kuhbonbon hatten uns für das Event Goodies zur Verfügung gestellt, die kamen gut an und wurden auch gleich anprobiert, ausprobiert und weggesnackt. ;-D Nachdem die Zimmer bezogen waren, wurden die Bikes ausgepackt und die Frauen trafen sich zum Kennenlernen in der Bikegarage. Schnell kamen die ersten Fragen zu Setup, Bremsen und Schaltung auf, Schrauber-Koryphäe Senta (SRAM) bot unkompliziert ihre Hilfe an und lief kurzerhand zu Hochform auf, indem sie ratzfatz die Bikes auf Vordermann brachte.
Hüttenabend zum Auftakt!
Da es bis in den Abend hinein noch wunderbar warm war, beschlossen wir, das gemeinsame Abendessen – den „Hüttenabend“ – nicht drinnen, sondern draußen im Pavillon vor der Bikegarage zu veranstalten. Es gab üppig Salat, selbstgemachte Käsespätzle und dazu die sauleckere Harzer Grillwurst nach Originalrezept von 1869. Das Kompliment einer Teilnehmerin aus dem Süden: „Die Käsespätzle sind so wie die von meiner Oma.“ ging natürlich runter wie Öl – ein wahrhaft gelungener Start in unser diesjähriges Ladies-Only-Event im Harz. Nach dem Essen stimmten wir bei Apfelstrudel und Vanillesoße noch kurz gemeinsam den nächsten Tag ab und dann ging es erstmal ins Bettchen.
Erster Tag – Warmfahren im Bikepark St. Andreasberg
Gut ausgeschlafen trafen sich alle beim Frühstück wieder und es lag tatsächlich ein bisschen Aufregung in der Luft – etwa die Hälfte der Frauen hatte noch keine Erfahrung mit einem Event wie diesem und wusste nicht, was auf sie zukommen würde. Nach kurzer Absprache ging es dann im Pulk rüber in unseren Hauspark am Matthias-Schmidt-Berg, den Bikepark St. Andreasberg. Es ging ans Warmfahren und wir wollten dabei erstmal sehen, wie es um die Fahrtechnik der Teilnehmerinnen stand.
Eine besondere Herausforderung war die breite Spanne – von Bikepark-Einsteigerin bis Downhill-Shredderin war alles vertreten, fürs gemeinsame Fahren und das Coaching keine leichte Aufgabe. Wir wollten niemanden überfordern und es sollte den routinierten Fahrerinnen auch nicht langweilig werden. Da wir recht schnell feststellten, dass unser Feedback zur Verbesserung der Fahrtechnik dankbar angenommen wurde, blieben wir quasi im dauerhaften „Coaching-Modus“. Damit nahm das Event einen etwas ungeplanten Verlauf, eigentlich hatten wir nur kurze Fahrtechnik-Spot-Sessions geplant. Aber wir passten uns erfolgreich an, konnten die fortgeschrittenen Frauen mit ins Coaching einbinden und sorgten dafür, dass es diverse Aha-Erlebnisse gab. Klar – das Einüben und Festigen ist ein längerer Prozess – wer ist schon zufrieden mit der eigenen Kurventechnik? – aber einige konnten schon durch das Umsetzen unserer Anweisungen Fortschritte spüren und fühlten sich sicherer auf dem Bike.
Zwischendurch wurde immer mal wieder die Gruppe geteilt und es wurden unterschiedliche Strecken erkundet. Einige übten auf dem Flowtrail Kurventechnik, die anderen wagten sich an den Gap-Sprung auf Strecke 3 – so kam am Ende jede auf ihre Kosten.
Tables springen auf der Jumpline
Schnell war schon wieder Mittagspause, wir rollten entspannt rüber zum Roten Bären, wo wir von Patricia und Andreas köstlich mit einer großen Bowl bewirtet wurden. Nach der Einkehr ging’s dann zur kleinen Jumpline beim Starthügel, wo wir uns anschauen wollten, wie man Tables springt. Da besonders bei der Sprungtechnik die Eigenwahrnehmung arg von den tatsächlich ausgeführten Bewegungsabläufen abweicht, war hier die Videoanalyse unser Freund. So stellten wir uns an den Rand und filmten, gaben Feedback und schauten gemeinsam an, was gut oder schlecht lief und warum. Als langsam dunkle Wolken aufzogen und der Lift wegen Gewitters ausgeschaltet wurde, stellten wir fest, dass wir schon eine halbe Ewigkeit dort verbracht hatten. Also höchste Zeit, zurückzukehren. Die Gruppe teilte sich mal wieder, die einen rollten entspannt den Flowtrail herunter, die anderen zog Jan nochmal über die Gap-Sprünge am Ende der Downhill-Strecken. Ein rundum gelungener erster Tag.
Pizzaabend mit Videoanalyse
Am zweiten Abend gab es Pizza satt, Salat und Tiramisu zum Nachtisch. Im Anschluss holten wir den Beamer raus und schauten uns nochmal gemeinsam die unzähligen Jump- und Kurvenvideos an. Es wurde gemeinsam in Zeitlupe analysiert und die Mädels tauschten sich über Fahrtechnik aus – eine tolle Möglichkeit, den Coaching-Tag ausklingen zu lassen, für viele der absolute Bringer, wir werden es hundertprozentig wiederholen!
Zweiter Tag – Racepark Schulenberg
Alle waren sich einig, dass es am zweiten Tag in den Racepark Schulenberg gehen sollte. Gesagt, getan. Gegen 10 Uhr trafen wir uns im Zielbereich des legendären Downchillparks und starteten zum Warmfahren erstmal in den Flowtrail. Unter verschärften Bedingungen konnten die Teilnehmerinnen an ihrer Kurventechnik feilen, der Trail verlangte nach mehr Einsatz, denn die Kurven sind steiler und der Track ist insgesamt schneller und fordernder. Gleiches gilt für den Biker Cross, der als Nächstes dran war. Aufgrund von Trailüberarbeitung ging es dann im unteren Teil über den Freeride, wo die Dichte an Wurzeln schon mal die fahrtechnische Latte deutlich nach oben setzte. Wir blieben als Gruppe zusammen und tasteten uns durch, es kamen auch alle gut klar. In Schulenberg trennten wir die Gruppe etwas früher, damit die Frauen in einer kleineren, homogeneren Truppe fahren konnten. Während sich die einen auf dem Flow und Biker Cross die volle Kurvendröhnung gaben, ging Jan mit den Fortgeschrittenen auf den Stempelstieg. Dort ging’s um Linienwahl, es wurden Anacondawurzeln bezwungen und Gaps gesprungen. Doch damit nicht genug, Johanna wollte es wissen und sprang unter großem Staunen der anderen das große Roadgap, immerhin mehr als 5 m Distanz – Chapeau, sehr geil!
Drop- und Fotosession!
Zum Mittag versorgte uns das Team vom Racepark mit selbstgemachten Pommes aus Bio-Kartoffeln, Grillkäse & Co. – wie immer ein Fest! Danach sollte es ans Droppen gehen und alle sprachen sich dafür aus, dass Jan ein paar Fotos machen solle. Mit der Kamera am Start ging’s dann zur Drop-Batterie im Zielbereich für eine Kombi aus Coaching und Fotosession, die Frauen konnten sich von klein zu groß vortasten, während Alex für Videoanalyse bereitstand und Tipps gab. Zum Abschluss ging es nochmal für ein paar Kurvenfotos auf den Bikercross und wer wollte, konnte in kleinen Gruppen noch ein paar Abfahrten machen. Die Zeit verging allerdings mal wieder im Sauseschritt und wir mussten uns bald wieder auf den Rückweg machen, um den Abend einzuläuten.
Abendessen bei Max im Hochgenuss
Am Samstag war Stadtfest in der Bergstadt St. Andreasberg und da wir den gesamten Tag über mit Coaching und Fotografieren beschäftigt waren, konnten wir selbst kein BBQ vorbereiten. Also hatten wir geplant, zu Max ins Hochgenuss auszuweichen, wo er uns in seinem Wein-Bistro gegrillte Köstlichkeiten, leckere Drinks und – natürlich auch – leckeren Wein servierte. Dass zum Auftakt sich erstmal ein Tablett voller Limoncello Spritz über Marion ergoss, trübte die Stimmung nicht, sondern sorgte für Heiterkeit. Flugs umgezogen und geduscht kehrte sie schon bald zurück und der kleine Zwischenfall war schnell vergessen.
Zum Eis-Nachtisch ging’s wieder zurück ins Harz-BnB Werkmeister, wenig später freuten sich alle auf einen erholsamen Schlaf.
Dritter Tag – Bikepark Braunlage
Doch wo sollte es am dritten Tag hingehen? Nachdem wir gesehen hatten, dass die Strecken in Schulenberg für einige schon sehr herausfordernd waren, wären wir auch ok damit gewesen, am letzten Tag nochmal die leichteren Strecken am MSB anzugehen. Doch erstmal frühstücken, Waffeln essen und sacken lassen.
Die Runde war sich zu unserer Überraschung ziemlich einig, mit überragender Mehrheit stimmten sie für den Bikepark Braunlage. So sollte es sein und wir machten uns wenig später auf in den Nachbarort.
Entgegen der üblichen Vorgehensweise, sich auf der Freeride-Strecke auf der Vorderseite des Wurmbergs warmzufahren, entschieden wir uns, zuerst die Enduro-Strecke zu fahren. Johanna, Dani und Jan fuhren gleich die Steilpassage und den brutal verblockten Einstieg, der Rest der Gruppe stieg gemeinsam erst ab dem „flowigen“ Part danach ein. Zunächst kam leichtes Nörgeln ob der Verblocktheit der Strecke auf, aber im Nachhinein waren wir sehr glücklich mit der Entscheidung. Die Enduro sorgte dafür, dass alle wach waren und gaukelte keine falsche Sicherheit vor. Denn am dritten Tag mit High Speed auf recht losem Untergrund (die Strecken auf der Vorderseite des Berges sind meist sehr trocken) zu starten, wäre sicher keine gute Wahl gewesen.
Ordentlich wachgeschüttelt wollten im nächsten Run alle die Features auf der Freeride kennenlernen. Wir fuhren also von Feature zu Feature, von Holzwelle zu Drop und jede konnte entscheiden, ob sie springen wollte. Und so konnten wir an diesem Vormittag einige aus ihrer Komfortzone herausbringen und einige hatten Erfolgserlebnisse, ohne dass gefährlich wurde. Jan gab Tipps und zog die Mädels rüber und hatte auch das nötige Feingefühl, um zu sehen, wann es zu viel wurde.
Einkehr im Rodelhaus
So verging die Zeit wieder wie im Flug und es wurde Zeit, im Rodelhaus einzukehren. Es gab leckere Slow-Food-Snacks von der kleinen Karte und die Mädels feierten sich schon für das Erreichte und auch, dass wir bis dahin vollkommen sturz- und verletzungsfrei durchgekommen waren. Nun hieß es nur noch im entspannten Tempo den unteren Teil der Enduro bis zum Parkplatz zu bewältigen, leider schlug hier trotz vorsichtigen Fahrens das Suppenkoma zu und Marion – unser Pechvogel mit den Limoncello Spritz – kam von einer Holzbrücke ab und nahm eine Bodenprobe.
Abschied und bis zum nächsten Mal!
Doch zum Glück war nichts passiert, wir setzten den Run fort und alle konnten nach einer ausgiebigen Verabschiedung den Heimweg antreten. Uns hat das verlängerte Wochenende riesig Spaß gemacht und wir werden das offene Konzept auf jeden Fall fortsetzen. Was uns richtig berührt hat: Den Teilnehmerinnen hat unser Coaching und unsere Betreuung so viel Spaß gemacht, dass sie zusammengelegt haben und uns ein Dankeschön-Präsent überreicht haben! Wenn das kein Kompliment ist. Wir freuen uns auf nächstes Jahr!